In der Bibel gibt es viele und verschiedenartige Stellen, die auf den Sinn und die Bedeutung
des Engagements von Freiwilligen hinweisen. Einige
ausgewählte Anregungen und Bibelstellen sind hier aufgeführt.
Freiwilligenarbeit im Kontext der Kirche ist gelebte Solidarität in Form von sozialem oder diakonischem Handeln in Kirche und Gesellschaft. Aus jüdischchristlicher Sicht ist sie begründet
in der Liebe Gottes zu den Menschen. Von dieser Liebe hat Jesus durch sein Leben, durch sein
Lehren und Handeln gezeugt.
Das Christentum ist keine individuelle Erlösungsreligion, sondern die Einladung zu einem
kommunikativen, teilenden Miteinander mit Gott und zur Gemeinschaft mit den Menschen.
Das Menschsein gelingt nur im Miteinander, Individualität und Sozialität liegen ineinander.
«Lebt aus der Liebe, mit der ihr von Gott geliebt seid. Tut das so, dass ihr zu Gott, zu euren
Mitgeschöpfen und zu euch selbst in einer liebenden Beziehung steht.»5 (nach Mt. 22,37-39).
Das erste Buch der Bibel erzählt, wie die Menschen als Ebenbild Gottes erschaffen wurden und
so mit der schöpferischen Kraft Gottes gesegnet wurden. Gleichzeitig wurden alle Menschen dazu
aufgefordert, zur Erde Sorge zu tragen. Seither sind in jeder Generation freiwillige Mitarbeitende
von Gott fantasievoll und tatkräftig daran, immer wieder eine lebenswerte Welt zu gestalten.
Martin Luther hat den Begriff vom «Priestertum aller Gläubigen» geprägt. Jede Christin und
jeder Christ hat die Möglichkeit und die Aufgabe, das Evangelium zu kommunizieren: explizit
durch das Wort oder implizit durch geteiltes Leben. Beides ist möglich: politisch wirksames
Engagement im gesellschaftlichen Leben und – oft unauffälliges – solidarisches Handeln innerhalb von Kirchgemeinde und Gemeinschaft.
In Lukas 13, 20+21 wird die Arbeit fürs Reich Gottes mit der einer Frau verglichen, die wenig
Sauerteig nimmt und ihn mit viel Mehl vermischt, bis der Teig durchsäuert ist und aufgehen kann.
Freiwillige leisten solche Sauerteigarbeit. Sie durchmischen die Kirche mit Ideen, geschenkter
Zeit und Zuwendung. Aus Kleinem wird etwas ganz Grosses – immer wieder.
Für Paulus sind alle Dienste und Menschen gleichwertig. Er freut sich über die verschiedenen Arbeitsfelder, Gaben und Möglichkeiten jedes Einzelnen. Wenn alle im Blick aufs Ganze
zusammenarbeiten, wirkt der heilige Geist mit. Eine Gemeinschaft kann entstehen, die den
Menschen gut tut.
Anderenorts schreibt Paulus von den vielfältigen und unterschiedlichen Begabungen der Menschen, die sich zusammen für die Kirche als Ganzes einsetzen. Er vergleicht die Gemeinde mit
einem Leib in Christus mit vielen Gliedern (nach Röm. 12,37 und 1. Kor. 12, 431).
Deshalb lebt die Kirche vom Miteinander aller Beteiligten – der Angestellten und der Freiwilligen.
Sie lebt von der Unterschiedlichkeit, der Vielfalt und der Gleichwertigkeit aller Involvierten mit
ihren besonderen Talenten, Erfahrungen und Sichtweisen.